Auf den Spuren des Trolls…

Das Internet – unendliche Weiten! Wir schreiben das Jahr 2013 und somit ca. das Jahr 17 nach der offiziellen Geburt des Internet; obschon man sich über die Geburtsstunde streiten kann. Aber nehmen wir für den Moment einfach mal an, dass die Zahl 17 zumindest für den verbreiteten, öffentlichen, privaten Gebrauch ungefähr hinkommen könnte. 17 Jahre… Hm, das Kind ist also noch in der Pubertät…!

Legt man diese Erkenntnis zu Grunde, wird vieles von dem, was man als Nutzer des weltweiten Informationsgewebes so tagtäglich an Unnötigem, Unerquicklichem und manchmal auch Unsäglichem zu erdulden hat etwas leichter erklärbar. Immerhin dürften wir uns wohl darüber einig sein, dass Pubertierende eine Menge Unsinn treiben – für die Pubertierenden Konsumenten dieser Worte sei gesagt: irgendwann werdet auch ihr bei diesem Satz nicken; genau wie ich, wenn ich manchmal mit einem wehmütigen Seufzen auf mein jüngeres Alter Ego zurückblicke.

Doch zurück zum eigentlichen Sujet. Das Web hat sich entwickelt. Wie das vonstatten gegangen ist und wer daran alles beteiligt war kann der engagierte Netizen mit ein wenig Recherchearbeit ganz schnell selbst herausfinden und schon zwei Dutzend Mal Regurgitiertes wiederzugeben ist außerdem nicht mein Ding, also wenden wir uns stante pede dem zu, was mich eigentlich beschäftigt und das ist der Penetranz-Ignoranz-Komplex mancher mutmaßlich komplett verblödeter Individuen, die man gelegentlich gerne als Troll bezeichnet.

Nun sind Trolle in der Fantasy-Literatur in aller Regel große, böse, starke, gemeine, allerdings auch ziemlich dämliche Kreaturen, womit zumindest eine Ähnlichkeit herausgearbeitet wäre. Nur das der durchschnittliche Internet-Troll keine nennenswerte Größe erreicht – okay, manche von ihnen mögen eine gewisse Körperlänge erreichen, aber mit Größe hat das nix zu tun – und das stärkste an ihnen ist ihr gelegentlich zugegebenermaßen recht hoher Nerv-Faktor. Zum richtig Böse sein sind die allermeisten Gott sei dank zu dämlich.

Was das nun mit der Entwicklung des Netzes zu tun hat? Ganz einfach gesagt befindet es sich in einer Phase infantiler Regression, seit irgendwelche Vollpfosten auf die Idee kamen, dass die Beteiligung ganz vieler Menschen an wie auch immer gearteten Dingen auch ganz viele tolle Ideen und Einsichten mit sich bringt. Mitmachnet, wobei wir bitte niemals ein zweites T hinten anhängen wollen, nicht wahr. Wenn man’s simplifiziert hat man einen Käfig voller Narren geschüttelt und in der Mehrzahl haben sich oben am Gitter die Cleveren festgehalten, wodurch sich der Bodensatz als Welle der Dämlichkeit über die Informationslandschaft ergießen konnte. Erquicklich, nicht wahr?

Es kommt aber noch besser. Irgendwelche durchaus klugen Köpfe kamen auf die Idee das soziologische Modell der Schwarmintelligenz, in welchem das Complet am Ende mehr ist und auch mehr kann als nur die Summe der Einzelteile zu sein auf das Mitmachnet zu übertragen um so zum Beispiel kreative Synergien poolen zu können. Wem das zu schnell war: Man macht eine Webseite auf, lobt einen Preis aus, den derjenige bekommt, welcher den Besten Werbeslogan für Metzgers Backwaren erfindet und bittet alle Besucher, die eingereichten Vorschläge zu bewerten. Jeder fühlt sich wichtig, jeder kann seinen Senf dazugeben und am Ende speist der Webseitenbesitzer einen möglicherweise sogar klugen Kopf mit einem (sch)warmen Dankeschön und einem Dönergutschein ab und verdient sich mit der neuen Werbekampagne, welche auf dem Input Dritter beruht dumm und dämlich. Die nennen so was eine Unterform von Cloudcomputing, ich nenne so was Ausbeutung. Aber wenn man’s mit sich machen lassen möchte – bitte, ich halte keinen auf.

Überhaupt ist dieser begriff hip wie nix – Cloud hier, cloud da, da sieht man ja vor lauter Wolken den Himmel nicht, womit sich Informationstechnologie und die Großwetterlage der letzten Wochen wohl miteinander verschworen hatten. Ist wie mit dem Wald, den Bäumen und dem Sehen. Aber wem sage ich das, meine Zuhörer gehören ja alle zu den Cleveren, von denen vorhin das Wort fiel, oder? ODER?

Es ist natürlich leicht, sich selbst erst mal außen vor zu nehmen und mit einem arrogant-sardonischen Lächeln auf dem Gesicht mittels Hohnestriefender Verbalkanonaden die Verfehlungen anderer zu sezieren, doch derlei Verhalten provoziert in aller Regel Reaktionen der weniger amüsanten Art. Und außerdem wäre es unehrlich, denn wir alle schießen gelegentlich durchaus kapitale Böcke und bei manchem von denen würde ich persönlich mich sehr schämen, das dazugehörige Geweih irgendwo sichtbar aufzuhängen. Und doch nehme ich mir einmal mehr das Recht heraus, zu sagen was ich denke und das ist eine einfache Sache: ein gewisser Prozentsatz aller Menschen ist schlicht dumm, was sich dank des weltweiten Desinformations- und Pornogewebes sogar beweisen lässt.

Womit wir wieder beim Troll wären. Man nehme einen beliebigen öffentlichen Ort im Web; ob es sich dabei um die schlichte Kommentarfunktion der Webpräsenz ihrer örtlichen Tageszeitung handelt oder ein Fachforum für eine bestimmte Berufsgruppe ist dabei vollkommen schnuppe. Irgendjemand sagt irgendwas und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kommt, sofern es sich um ein Sujet von gewissem Interesse oder ausreichender Publizität handelt alsbald jemand daher gekrochen, der – natürlich streng anonym – seinen Senf dazu gibt, der nicht scharf sondern bitter und ranzig schmeckt. Überdogmatisch, unzulässig verallgemeinernd, schlecht formuliert, meist auch noch sehr emotional und irgendwie oft ein bisschen Biertischparolierend. Und ebenso sicher kommt irgendeiner, der vielleicht sogar clever ist und fängt an, mit diesem Netzbazi zu diskutieren! Womit sich dann beide disqualifiziert haben, denn dem Troll Futter zu geben, vulgo zu versuchen mit ihm ein Gespräch über seine Standpunkte oder seinen Argumentationsstil zu führen ist zwecklos. Das ist ungefähr so, als wenn man versucht, mit einem Spucknapf Wasser aus der sinkenden Titanic zu löffeln… Wenn so jemand selbst ein Thema eröffnet, sind die Reaktionen übrigens gleich noch mal ein bis zwei Spuren heftiger, da man ja mit der geäußerten Kritik sein/ihr Baby beschmutzt hat.

Ich gebe es zu, dass mir dieser Fehler selbst schon unterlaufen ist, denn der winzige noch intakt erhaltene Teil meiner Seele, der irgendwie an das Gute im Menschen glauben möchte bricht sich halt manchmal doch Bahn und treibt mich in den fruchtlosen Versuch, den Heiden das Licht zu bringen. Doch bei diesen Typen mit cerebralen Minderausstattungen ist es so wie mit einem alten Rechner: wenn ich jetzt damit anfange, das Mainboard zu tauschen, kann ich auch genauso gut den ganzen anderen Rest wegschmeißen, weil er nix mehr taugt. Upgrades gestalten sich somit aus wirtschaftlicher Sicht eher schwierig. Auf mein Beispiel übertragen würde es mich einfach viel zuviel Zeit und Nerven kosten, jedem einzelnen Simpel, der mir so daher gelaufen kommt mit einen Vierkantholz die Grundbegriffe intelligenten Handelns nahe zubringen.

Und die Dummheit bemerkt man nicht nur am mangelhaften Gehalt der televerbalen Ergüsse, sondern auch oft auch an der technischen Unbedarftheit des Ejakulanten. Die scheinen z.B. noch nie was von IP-Logging gehört zu haben. IP? Was issn des? `N neues Spiel? Und wenn man so jemanden dann banned, kommt er doch glatt mit einem neuen Nick und will sich vom gleichen Rechner einloggen, um stänkern zu können. Eigentlich bin ich ganz froh, dass es so vielen Nutzern des Internets an Weitblick, technischen Grundkenntnissen und Rückgrat mangelt. Denn hat man sie zweimal weggebügelt, suchen sie sich meist jemand anders, den sie nerven können. In der globalen Betrachtung jedoch hört der Spaß sehr schnell auf.

Wären es ein paar wenige, welche diese Pestillenz in die schöne neue digitale Welt tragen, könnte man darüber hinweg sehen, aber offenbar hat das Web 2.00 in allzu vielen Menschen die Begehrlichkeit geweckt, sich und ihre möglicherweise hier und da ein klein wenig unbefriedigende Existenz durch etwas virtuellen Ruhm aufzupolieren; und so ziehen sie in Heerscharen los um den ganzen anderen online befindlichen Wesen von ihren Weisheiten zu künden – oder sie mit den Nichtigkeiten ihres Alltags zu quälen. Esprit? Fehlanzeige! Content? Quasi nonexistent! Sendungsbewusstsein? Und wie! Da gilt: „Web lo vult!“. Die Templer mögen mir das bitte verzeihen…!

Ich maße mir nicht an, die Menschen wirklich verstehen zu können, obschon mir nach einigen Jahren im meinem Butter-und-Brot-Beruf, der was mit Medizin zu tun hat wahrlich kaum etwas Menschliches mehr fremd ist. Aber der offensichtliche Wunsch von immer mehr Internetusern da draußen, sich ihr persönliches Stück Ruhm, Selbstbestätigung oder auch Befriedigung durch das Web zu holen, „koste es was es wolle“ besorgt mich, denn faktisch ist das ungelenke Verhalten, welches dabei zu Tage tritt nicht nur Ausdruck gewisser Unzulänglichkeiten, sondern auch ein Indikator dafür, wie schlimm es um deren soziale Fähigkeiten bestellt ist. Eingedenk dieser Erkenntnis ist die Cloud, von der zum Beispiel auch Mikroweich dieser Tage immer wieder faselt für mich ein ziemlich beeindruckender Cumulonimbus, die von einem Sturm kündet…! Folglich wäre ein bisschen weniger Cloud-Socialising vielleicht mehr. Allerdings wäre es dazu nötig, jetzt abzuschalten, daher danke ich für die Aufmerksamkeit und sage tschüss!

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