Zunächst einmal eine aufrichtige Entschuldigung an alle, bei denen ich mich nicht so regelmäßig melde, wie es einer sozialen Beziehung eigentlich angemessen wäre! Ich bin einfach vergesslich, von meiner eigenen Agenda gesteuert, von meinen alltäglichen Verrichtungen vereinnahmt und manchmal schlicht faul. Aus dieser Mischung entsteht eine milde Form von Sozialautismus (nicht zu verwechseln mit der echten Krankheit, die übrigens nicht durch’s Impfen entsteht, auch wenn es da draußen immer noch genug ignorante Idioten gibt, die irgendwelchen Scharlatanen hinterherrennen wollen). Und dieser Sozialautismus führt dazu, dass ich manchmal, wenn ich schlecht schlafe, nachts um halb Drei mit dem Gedanken wach liege, dass man doch mal mit dem, oder dem was Nettes unternehmen müsste; einfach weil… Das Schöne, wie auch Schlimme daran ist, dass solche Gedanken, genauso wie Träume zumeist eine Minute nach dem morgendlichen Erwachen zerfasern, um wieder im Limbus des Unbewussten zu verschwinden. Na ja, ich träume vermutlich gelegentlich tagsüber schon zu viel, um auch noch so was meine Aufmerksamkeit schenken zu können.
Sich zu unpassenden Gelegenheiten seiner gefühlten sozialen Verpflichtungen zu erinnern ist ja sowieso eine zutiefst menschliche Angelegenheit. Zum einen, weil wir dazu neigen, auch aus einer eventuell eher losen Verbindung mit Jemandem eine Notwendigkeit zur Kontaktpflege ableiten, die der Andere vielleicht schon lange nicht mehr so deutlich wahrnimmt. Zum anderen, weil soziale Medien einen ungeheuren Druck aufbauen, für andere präsent sein zu müssen. Dazu fällt mir nur Großstadtgeflüster ein: „Ich muss gar nix, außer atmen, trinken, essen und ficken und ab und zu nachts um vier nen Burger verdrücken…“. Bloß, weil ich jemanden bei einer der unzähligen Gelegenheiten die unser Leben dazu feilbietet kennengelernt habe, heißt das nicht, dass diese Person an meinem Leben teilhaben darf – außer ich lade sie explizit dazu ein. Und, NEIN – eine Facebook-„Freundschaft“ bedeutet nicht, tatsächlich befreundet zu sein!
Überdies verändern sich unsere Beziehungen im Zeitlauf immer wieder. Nicht nur qualitativ (der Umgang mit meinem besten Freund aus Schultagen ist heute anders als vor 20 Jahren), auch unsere Beziehungspartner verändern sich. Oder hängt ihr alle noch mit euren Homies von der Grundschule ab? Und diese Komplexität unserer individuellen sozialen Netze, die überdies eine gewisse Tendenz aufweist, zur Lebensmitte hin immer unübersichtlicher zu werden führt zu zwei Mechanismen: sozialer Überforderung, die wiederum dazu zwingt, zwischendrin einfach mal abzuschalten und selektiverem Umgang mit den Kontakten; man meldet sich einfach bei denen, mit denen jetzt gerade was Gutes läuft und blendet die anderen aus. Jeder von uns hat nur eine begrenzte Menge Zeit zur Verfügung und möchte zumindest in seiner Freizeit einen möglichst großen „Nutzen“ erzielen. Also eine gute Zeit mit netten Menschen verbringen. Und die Definition von „Nett“ ändert sich ebenso wie die Menschen, die diese in unseren Augen erfüllen sollen.
Wenn ich mich also mal länger nicht melde, weiß ich vielleicht mit einer bestimmten Person jetzt gerade nichts anzufangen, bin anderweitig ausgelastet oder schlicht vergesslich. Seht mir dies bitte einfach nach, denn ihr seid kein Jota besser…