Netzneutralität. Oh je, oh je, was für ein grausiges Wort. Als wenn ein Netz wüsste, wann es neutral zu sein hat? Wenn überhaupt, kann man vielleicht davon sprechen, dass es Netzregulationsneutralität geben müsste; also dass das Auffinden und Erreichen jeder Art von Content im Web durch technische Maßnahmen wie etwa die 75 Gigabyte-Drossel der Telekom nicht erschwert werden darf. Natürlich wird sich kein von Lobbyfragen geplagter Politiker dazu durchringen können, mal eben anzurufen und die Jungs beim Magentafarbenen T zu fragen, ob sie noch alle Latten am Zaun haben.
Abseits der wohlfeilen Polemik kann man sagen – die müssen Geld verdienen, dass sind sie ihren Mitarbeitern und Shareholdern schuldig. Andererseits ist ein solcher – wenig subtiler – Eingriff in Marktmechanismen scharf an der Kante zum unlauteren Wettbewerb. Wenn es mit der aktuellen Tarifstruktur nicht klappt, müssen sie halt ihre Produkte anders kalkulieren – sofern man denn am aktuellen Serviceprovidermodell festhalten möchte.
Ich denke, es ist an der Zeit, über eine Demokratisierung des ZUGANGS zum Internet zu reden. Erst vor kurzem hat der Bundesgerichtshof in einem Urteil festgestellt, dass der Internetzugang für die Lebens- und Haushaltsführung von überragender Bedeutung ist. Im Lichte einer solchen Aussage versteige ich mich zu der Forderung, dass der Internetzugang für jeden, wenn nicht gänzlich frei wie etwa in Finnland, so doch zum Selbstkostenpreis zur Verfügung gestellt werden muss. Kein Shareholdervalue, keine Resellergeschäfte, kein Gerangel um Frequenzen und Technikstandorte.
Mir ist durchaus bewusst, dass ich weder der Erste bin, noch der Letzte sein werde, der diese Forderung explizit formuliert; das macht diesen Äußerung jedoch nicht obsolet. Vielmehr sollte jeder, der ähnlich denkt und seine Interessen als Bürger auch tatsächlich einmal vertreten sehen möchte sich anschließen und ebenfalls SINNVOLLE Forderungen stellen – und zwar öffentlich! Bezüglich des auf die Straße Bringens unserer Sorgen aber auch unserer Ideen sind wir nämlich hinter den meisten anderen europäischen Staaten deutlich hinterher.
Mir ist bewusst, dass eine rein marktwirtschaftliche Gestaltung die Pluralität der Zugangsmöglichkeiten fördert, doch hier ist es wie im Gesundheitswesen, wo man sich zu ähnlichen Idiotien hinreißen lässt; nämlich eine fundamental wichtige Komponente des Daseins – und als nichts weniger muss man das Web heute wohl betrachten – darf man nicht zur Ware und zum disponiblen Spekulationsobjekt machen, um somit die Verfügbarkeit gleichzeitig wieder einzuschränken. Bürgernetz anstatt Bürgerversicherung, das wäre mal was! Dann könnte man solche Dinge wie Authentifizierung bei Geschäften und beim Versand wichtiger Dokumente bei Bedarf in einem Aufwasch mit erledigen – ups, jetzt habe ich wohl etwas zu weit gedacht. Sorry…