A cursed years‘ end – now quite a rant! – Part7

Ich meine, dass Neid, rein als Begriff betrachtet etwas beschreibt, dass nicht umsonst zu den sieben Todsünden gezählt wird: etwas haben zu wollen, dass jemand anderes hat verweist einerseits auf den Wunsch, es sich einfach nehmen zu wollen, was wiederum – gemäß unserer Gesetze – eine Straftat wäre; und andererseits auf das Gefühl das der andere Jemand nicht verdient, was er da hat. Wir messen, wenn wir neidisch sind also uns selbst das Recht zu, jemand anders das Recht auf etwas abzusprechen. Das ist zutiefst unmoralisch, denn auf Basis wessen wollen wir denn entscheiden, dass derjenige nicht verdient, was er hat? In vielen Fällen weiß ich ja gar nicht, was der Andere getan hat, um das, was ich begehre zu bekommen. Vielleicht hat er es nicht verdient, aber um das abschließend beurteilen zu können, fehlen uns in den allermeisten Fällen einfach die notwendigen Informationen.

Womit wir mal wir wieder beim „postfaktischen“ wären. Ich hasse dieses Wort, denn es impliziert, dass wir alle nur noch nach Gefühl entscheiden. Und damit rechtfertigt es gleichermaßen die Dummheiten, die manche Menschen gefühlsgesteuert begehen. Zum Beispiel Verbrechen aus Hass. Hass ist ein Gefühl und wenn ich durch das Gefühl motiviert etwas sehr Blödes tue, kann ich mich darauf zurückziehen, dass gerade jetzt ja sehr viele Menschen sehr blöde Dinge tun, weil wir ja im postfaktischen Zeitalter leben. Und wieder mal BULLSHIT! Glaubt irgendjemand tatsächlich, dass die Strategien der AfD auf Bauchgefühl basieren? Die setzen genauso social profiling, social engineering und Marketing ein, wie alle anderen auch. Sie benutzen also faktische Instrumente um sogenannte postfaktische Befindlichkeiten zu kreieren. Vergesst diesen ganzen postfaktisch-Müll und besinnt euch wieder auf euren Verstand, um euer Tun oder Lassen zu legitimieren.
Ich könnte, um den Bogen zu schließen aber theoretisch sagen, dass Neid etwas postfaktisches ist, weil ja ein Gefühl mein Tun zumindest teilweise lenkt. Dann leben wir aber seit Anbeginn der Zeit im postfaktischen Zeitalter, womit sich der Begriff eben vollends entwertet hat. Doch dieser ganze philosophische Unsinn um postfaktisch oder nicht bringt mir nichts; mein Sinnen richtet sich auf etwas, dass ich haben will und dieses etwas ist üblicherweise in irgendeiner Form greifbar: sein Auto, sein Boot, sein Haus, seine Frau, sein Mann… und in dem Moment, in dem ich tatsächlich die Tat ergreife, um an das Subjekt oder Objekt meiner Begierde zu gelangen bin ich automatisch schon wieder faktisch.

Um zu illustrieren, wie blöd Neid sein kann, greife ich auf ein privates Beispiel zurück: mein ältester Freund seit Jugendtagen ist in seinem Job erfolgreich, er hat ein hübsches Häuschen, ein nicht allzu übles Einkommen (deutlich höher als meines), fährt ein hübscheres Auto, etc. Bin ich neidisch auf ihn? Nein! Und wisst ihr warum? Weil ich weiß, wie sehr er sich den Arsch aufgerissen hat, um dahin zu kommen, wo er ist. Weil ich weiß, dass er trotz der wohlsituierten Äußerlichkeiten genau wie ich einen Haufen Sorgen hat, zu viel Arbeit, zu viel Stress und oft zu wenig Zeit für seine Lieben. Jeder von uns steckt – auf seine eigene Art – in einer Tretmühle, die kaum je langsamer zu werden scheint. Und so, wie ich über meinen Freund denke, so denke ich auch über all die anderen Menschen. Jeder hat sein Bündel zu tragen. Manche ein mehr, manche ein weniger schweres. Und gewiss gibt es den einen oder anderen, der nicht verdient, was er hat. Aber soll ich mir deswegen den Tag vermiesen? Oder anfangen über irgendjemand zu hetzen, der mir vermeintlich etwas wegnimmt?

Wir kreisen bei unseren Gedanken oft um uns selbst, unsere eigenen Ängste, Sorgen, Probleme. Das ist nur allzu menschlich, den in erster Linie zwingen unsere, von unseren hominiden Vorfahren ererbten Instinkte uns dazu, uns selbst und unsere Brut zu schützen. Aber wir leben nicht mehr in der Steppe des ostafrikanischen Grabenbruchs, kommen mit Krankheit ganz gut klar, haben uns die Natur zumindest teilweise gezähmt und es gibt keine relevanten Fressfeinde mehr – außer uns selbst. Doch schon unsere hominiden Vorfahren kannten ein Prinzip, das in ihrer Situation sogar essentiell für den Fortbestand der Sippe/Art war: Solidarität! Mein größter Wunsch für 2017 wäre daher, wenn wir hier zu etwas mehr Solidarität und zu etwas weniger Neid kämen. Würden die Menschen hier sich zu solcher Größe durchringen können, gäbe es keine (nennenswerte) AfD, weniger Gewalt, weniger Leid und weniger Not. In diesem Sinne wünsche ich allen – auch den Idioten, die jetzt gerade den Faschismus wieder groß machen wollen – ein glückliches, gesundes, friedvolles und vielleicht sogar erfolgreiches Jahr 2017. Wir hören uns.

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