Irgendwie wird ein Jahr zum Ende hin jedes gottverdammte Mal zu einem Hustle, weil man es ums Verrecken nicht hinbekommt, manche Dinge früher anzugehen. Einerseits ist jedes Jahr im Januar, Februar, März, April, Mai ja immer noch unendlich lang – und andererseits hat man doch auch so schon genug zu tun. Ob das “genug zu tun haben” wirklich stimmt oder nur so dahingesagt ist, weil man gerade keine Lust und/oder keine Nerven hat, sich mit bestimmten Dingen auseinanderzusetzen, ist dabei einerlei – schlussendlich bleiben immer ein paar Aufgaben unerledigt, die einem etwas später im Jahr mit Wucht ins Kreuz springen. Ich denke, dass ich mit dem Problem nicht allein bin. Ich würde es noch nicht mal Prokrastination nennen wollen, sondern eher den verzweifelten Versuch, unsere allzu voll gepackten Leben ein wenig zu entzerren. Ich meine… zunehmende Arbeitsverdichtung ist ja keine Legende, sonder schlichte Realität. Es wird zwar immer wieder von verschiedenen Seiten auf der angeblich mangelnden Arbeitswilligkeit der Deutschen herumgeritten (ich hatte vor einer kleinen Weile hier darüber geschrieben), aber für die meisten von uns ist das einfach nur riesengroßer Quatsch, weil man immer noch mehr auf uns ablädt, ohne mal nett zu fragen, ob wir das eigentlich noch verkraften können. Und so schützen wir und selbst, indem wir gelegentlich Prioritäten setzen und Dinge ein wenig vor uns herschieben. Ich würde das als zutiefst menschlich und in keiner Weise verachtenswert bezeichnen wollen; aber so ein Bumerang kommt halt irgendwann zurück. Nicht selten schauen wir gerade in die falsche Richtung und werden von dem Ding dann umgeledert…

Denn nach den Sommerferien kommt – stets genauso vollkommen überraschend wie etwa Heiligabend – der Herbst; und die große Aufholjagd beginnt, weil JEDE*R mit Entsetzen feststellen muss, was sich da noch alles auftürmt! Dieses Rennen ist immerzu garniert mit allen möglichen weiteren Herausforderungen, die sich daraus ergeben, dass ALLE gerade in einer Aufholjagd stecken. Was in der Folge aber zu allerlei systemischen Verwerfungen, Reibungsverlusten, Stress, Ärger, schlaflosen Nächten und manchmal auch handfesten Problemen und Streit führt. Wir legen uns also allesamt selbst unsere Lunten für den großen Clash rings um die Festtage. Könnte man als dumm bezeichnen, vielleicht auch als kurzsichtig. Aber so sind wir Menschen halt… Ich übrigens auch. Es gibt ein paar Dinge, die ich dank – unter Schweiß und Tränen – eingeübter Selbstdisziplin und stetig verbesserter Struktur und Organisation heutzutage besser hinbekomme. Aber irgendwas fällt immer hinten runter. Ich könnte damit umgehen… wenn es nicht ein paar Menschen in meinem beruflichen Umfeld gäbe, die immerzu nach Fehlern suchen, um sie mir dann vorhalten zu können. Und das wahrscheinlich noch nicht mal, weil sie mich nicht leiden können (wäre mir ehrlich gesagt auch scheißegal), sondern weil es in ihren Augen politisch opportun ist. Nun bin ich ein Mensch; Fehler habe ich gewiss mehr als genug! Aber dieses hinterfotzige, bigotte, verlogenen Abbrennen von Strohmännern, das ja letztlich nur von den eigenen Lässlichkeiten ablenken soll… was soll das? Ich bleibe dabei, dass ich einfach nur meinen Job machen und an der Sache streiten will, wenn die Notwendigkeit sich ergibt. Ich habe nicht die Ambition, etwas darstellen zu müssen. Ich interessiere mich nicht dafür, als wichtig oder mächtig wahrgenommen zu werden. Ich übe meinen gestaltenden Einfluss hinter den Kulissen aus und lasse Ergebnisse für mich sprechen. Ich wünschte mir so sehr, mehr Menschen könnten sich auch auf diese Art sehen und benehmen… nicht der Name zählt, sondern nur die Sache!
Jedes Jahr, das zu Ende geht, hält auf diese Weise am Ende die eine oder andere Bitterkeit für mich bereit. Es fällt mir jedes Jahr etwas schwerer, bezogen auf mein Arbeitsumfeld noch irgendwie eine positive Bilanz zu ziehen, weil es halt KEINEN VERFICKTEN UNTERSCHIED MACHT, ob ich nur mittelmäßige, gute oder sogar sehr gute Arbeit geleistet habe; denn irgendjemand findet immer irgendetwas, dass er mir vorwerfen kann. Und die Strukturen sind halt so, dass ich manchen Leuten nicht einfach ins Gesicht sagen kann was ich darüber denke. Darum tue ich es hier, auch wenn ich nicht denke, dass es den Rezipienten findet: “Baby… wenn du von irgendwas aber auch gar keine Ahnung hast, HALT DOCH EINFACH MAL DIE FRESSE und versuch NICHT, mir meinen Job erklären zu wollen. Dafür bist DU NICHT qualifiziert! Kümmer dich lieber um deinen eigenen Scheiß, denn der läuft nicht!” So jetzt isses raus! Wunderbar! Ändert natürlich nichts daran, dass der Jahresendspurt immer noch weh tut. Der November war – obschon ich mir ein paar Tage Auszeit gönnen konnte (nein, musste) – verflucht anstrengend. Und die nächsten Wochen werden leider nicht minder fordernd, da ich einmal mehr viel zu viele Aufgaben jonglieren muss, die ich nicht so einfach abdelegieren kann. Was solls. Irgendwann ist der 20.12 – und ab da lege ich für volle drei Wochen die Füße hoch. Da kann mir alles und jeder außer meiner Family und dem Freundeskreis im Mondschein begegnen; muss aber dann auch damit rechnen, dass ich ihn für ein Monster halte (oder besser die Arschgeige, die er nunmal ist), kille und irgendwo verbuddele! Denn allerspätestens dann ist SCHLUSS MIT HUSTLE. Und wenn ich es irgendwie einrichten kann, auch schon ein bisschen früher. In diesem Sinne – (f)rohen ersten Advent ihr Menschen da draußen. Zünden wir ein kleines Licht für die Menschlichkeit an, anstatt der Menschen, die wir gerne brennen sehen würden! Morgen ist auch noch ein Tag…






