Der verwirrte Spielleiter N°68 – Doch “Forever DM”?

Ich habe ehrgeizige Ideen. Ich möchte zukünftig gerne neue, andere Spieler gewinnen, um meinen Kampagnen (wieder) mehr Leben zu einzuhauchen. Möglicherweise werde ich nun West-Marches-Style ausprobieren. Es ist schon so, dass ich auch sehr gerne selbst spiele. Allerdings musste ich feststellen, dass mir das Spielleiten ebenso viel Freude bereitet. Möglicherweise bin ich aus gutem Grund ein „Forever DM“. Und zwar in dem Sinne, dass es mir eine besondere Spielwiese bietet, um meine kreative Ader ausleben zu können. Geschichten erzählen zu dürfen, bedeutet mir viel. Und es war und bleibt für mich eine Herausforderung, so gut wie niemals ein vorgefertigtes Modul als Grundlage für mein Spielleiten zu benutzen. Ich kann mich ehrlich gesagt nicht mehr erinnern, wann ich das letzte Mal etwas Vorgefertigtes benutzt habe, denn ich denke mir sowohl meine Abenteuer, als auch meine Kampagnensettings schon seit meinen frühen Tagen als Spielleitung stets selbst aus. Ich habe an anderer Stelle bereits darüber gesprochen, dass ich überdies seit geraumer Zeit mein eigenes Spielsystem (Regelwerk) benutze. Somit habe ich mir über die Jahre ein eigenständiges Ökosystem geschaffen, In welchem all meine Kampagnen stattfinden können. Es liegt also auf der Hand, es nun auch mit mehreren Spielgruppen zur gleichen Zeit in der gleichen Kampagnenwelt auszuprobieren. Was allerdings bedeutet, dass ich mehr Spieler brauche!

Ich will ehrlich sein: Ich bin im Moment unzufrieden. Das könnte eventuell daran liegen, dass sich in den letzten Monaten eher wenig getan hat im heimatlichen Spielbiotop. Dem Umstand geschuldet, das ich einerseits durch meine Arbeit, andererseits aber auch durch Terminschwierigkeiten der Mitspielenden nur sehr wenig zum Spielleiten gekommen bin, liegen alle Kampagnen, die ich bis dahin entwickelt hatte, völlig brach. Diesem Umstand Abhilfe zu schaffen, erweist sich schon seit dem Sommer als relativ schwierig. Da sich zudem, wie es irgendwie jedes Jahr der Fall ist, mein Spätjahr mit Arbeit gefüllt hat, wie ein Truthahn zu Thanksgiving, bin ich momentan derjenige, welcher die Terminschwierigkeiten verschuldet. Aber ich bin guten Mutes, dass sich diese Situation alsbald verbessern lässt. Zunächst gilt es, wenigstens eine Kampagne (nämlich meine schon seit über zwei Jahren laufende Hohlwelt-Geschichte) noch zu Ende zu bringen. Und zwar zu einem guten Ende. Zu einem für alle Beteiligten befriedigenden Ende. Danach jedoch will ich mal andere Wege gehen. Ich habe die vage Idee, dass mit mehreren Gruppen, die an unterschiedlichen Stellen und zu unterschiedlichen Terminen in der gleichen Welt spielen, immer wieder Spieler austauschen oder auch mal zusammenkommen können, eine neue Dynamik entsteht und ich vor allem mit den Terminproblemen nicht mehr so zu kämpfen habe. Ob das wirklich funktionieren wird, weiß ich nicht. Viele DMs bekommen das mit dem sogenannten West-Marches-Style hin, aber ich bin irgendwie eingebettet in ein Umfeld mit lauter Schichtdienstlern, deren Terminpläne nebeneinander zu legen oft schlimmer ist als Scrabble auf Gälisch. Aber ich bin mittlerweile der Auffassung, dass es so, wie es im Moment läuft nicht weitergehen kann. Es ist für mich einfach erheblich unbefriedigend, das es keine verlässlichen, regelmäßigen Termine gibt. Dafür bin ich viel zu sehr ein Zock-Junkie. Und wenn ich nicht selber genug zum spielen komme, weil Spielleiter halt doch Mangelware sind, dann muss ich halt selbst spielleiten – come hell or high water!

Meine Wahrnehmung aus Erfahrungen der der letzten Zeit ist allerdings, dass es gar nicht so einfach ist, gleichgesinnte TTRPG-Junkies zu finden, die auch tatsächlich mit oder bei einem spielen wollen. Oft entwickeln sich Spielrunden aus Freundeskreisen und bleiben dann über Jahre, manchmal sogar Jahrzehnte hinweg konsistent – und auch nach außen geschlossen, weil man eben “seinen speziellen Stil” am Tisch pflegt. Es ist dabei nicht so, dass die Leute nicht auch Neues ausprobieren würden (also… andere Regelwerke); aber halt immerzu im gleichen Kreis. Denn das Bekannte hat den Reiz, stets für sich einschätzen zu können, wohin der Zug wohl fahren wird. UND… selbst wenn es die eine oder andere Online-Spiele(r)börse gibt, bleibt der Austausch über existierende Runden hinweg eher begrenzt. TTRPG ist und bleibt hier in Deutschland, allen Bemühungen verschiedener Youtuber zum Trotze ein Nischenhobby. Ich finde das insofern nicht schlimm, als eine überbordende Kommerzialisierung noch jeder Freizeitaktivität geschadet hat. Aber es verkompliziert die Dinge, wenn Menschen aus der – vielleicht berechtigten – Sorge heraus, Liebgewonnenes zu verlieren, die Tellerränder höher ziehen. Andererseits habe ich feststellen dürfen, dass “das Bekannte” ebenso eine Illusion ist, wie wirklich die Kontrolle über sein Leben zu haben. Möglicherweise ist das einer der Gründe für die relative äußere Abgeschlossenheit bestehender Spielrunden/-umgebungen: indem man sich in seinen Chars auslebt, kann man die Kontroll-Illusion bezüglich des eigenen Schicksals aufrecht erhalten… wenn auch nur für fiktive Personen, die man sich selbst ausgedacht hat. Wie man’s dreht und wendet, ich bin immer noch auf der Suche nach neuen Mitspielern; und bereit, mit ihnen und meinen Stammspieler*innen zusammen neue Geschichten zu erzählen. In diesem Sinne – always game on!

WIE wir kreativ sind…?

Ich habe vor einigen Tagen über die Motivation zum Kreativsein gesprochen. Und vielleicht auch im gleichen Atemzug darüber, dass kreativ zu sein bedeutet, arbeiten zu müssen; oder zu wollen, je nachdem. Ich sagte, dass man die richtige Idee festhalten und dann mit dieser arbeiten müsse, um zu Ergebnissen zu kommen. WEN die so entstehenen Ergebnisse am Ende zufriedenstellen sollen, ist damit natürlich noch nicht gesagt. Aber essentiell ist, den Arsch in Bewegung zu setzen und es zu TUN. Denn durch LASSEN entsteht selten etwas. Mit all dem ist aber noch keine Silbe über den eigentlichen Prozess gesprochen. Und dem möchte ich nun Abhilfe schaffen. Das wird hier gewiss keine Anleitung zum kreativen Arbeiten. Vielleicht aber eine Anregung, seine eigene Herangehensweise zu überdenken. Aber jetzt schauen wir uns das ganze mal vom Start weg an:

  • Die Idee: Oft entsteht dieses Missverständnis, dass die Idee das Zentrum des kreativen Prozesses sei. Sie ist jedoch bestenfalls der Zündfunke. Vielleicht kommt einem der Kairos (siehe unten*) zur Hilfe, aber in allererster Linie entstehen Ideen aus allen möglichen Wahrnehmungen. Die Kunst besteht darin, die Idee zunächst ohne Bewertung aufzuschreiben, aufzumalen oder sonstwie festzuhalten. Man kann die Ideen dabei thematisch sortieren, oder wirft sie allesamt in eine gemeinsame Ablage. Analog oder digital spielt dabei keine Rolle, sondern ist, ebenso wie die Sortierung den Vorlieben des Ablegenden geschuldet. Sie muss EUREN Modus Operandi unterstützen! Ich selbst mag es, durch die physischen Artefakte meiner Kognition zu wühlen; oder anders gesagt: ich mag Papier. Aber was ich mag, spielt hier keine Rolle! Wichtig ist, so einen Schatz von Ideen anzusammeln, auf den ich zurückgreifen kann, wenn ich mal – subjektiv – leer bin und mir irgendwie nix PASSENDES einfallen will. Denn unsere Ideen kommen und gehen, wie sie Lust haben – nicht, wie ich sie jetzt brauche.
  • Die Sortierung: Viele spontan entstandene und aufgezeichnete Ideen erweisen sich auf den zweiten Blick als unbrauchbar: Die Geschichte / die Präsentation / der Unterrichtsplan funktionieren nicht, weil man sich inhaltlich verrannt hat? Oder eine bessere Lösung / Geschichte mit der exakt gleichen Prämisse existiert schon; bis hin zu echtem Plagiat? Notwendiger Aufwand und mögliches Ergebnis stehen in keinem vertretbaren Verhältnis zueinander, weil es etwa an Ressourcen oder Know-How mangelt? Dann legt man die Idee beiseite – oder ggfs. auch ganz in die Rundablage. Denn niemand von uns hat unendlich viel Zeit ALLES auszuprobieren. [CAVE: Manche Idee ist vielleicht JETZT nicht umsetzbar, darf aber dennoch als Anregung dienen, sich z.B. technisches Know-How anzueignen, sich mit neuen Methoden vertraut zu machen oder eine zukünftige Anschaffung zu rechtfertigen. Die Dinge müssen manchmal reifen…] Am Ende bleibt immer noch genug Material übrig, um in die nächste Phase zu gehen…
  • Die Analyse: Was ist mein Ziel mit der Umsetzung dieser Idee? Welchen Effekt möchte ich erzielen? Die Frage ist bedeutsam, denn es ist recht oft KEINE gute Idee, erst mal mit der Geschichte / Präsentation / Planung loszulegen, bevor man sich nicht das tatsächliche Ziel der Bemühungen überlegt hat! Das heißt, mein kreativer Prozess entwickelt die Dinge nicht immer, aber doch recht oft vom Ende her. Weil ich ohne definiertes Ziel, ohne Fokus auf das gewünschte Ergebnis u. U. unterwegs manchmal gar nicht so recht wüsste, in welche Richtung ich als nächstes gehen sollte. Ich will ein Beispiel geben: bei einem Buchprojekt war ich dieses Jahr für eine ganze Weile “stuck in the middle”, weil ich mal so eben aus Lust angefangen hatte, drauf los zu schreiben, ohne das Storyboard und die Charakterarcs vorher fertig entwickelt zu haben. Es brauchte dann eine – gar nicht besonders komplizierte – Erkenntnis, die allerdings bis zur Reife MONATE benötigte, um wieder voran kommen zu können. Hätte ich von vorn herein bestimmte konzeptionelle Arbeiten dem Drauflosschreiben vorgezogen, hätte ich mir diesen Schmerz vermutlich sparen können. Insbesondere wenn man bedenkt, dass ich bei meiner Brotarbeit auch nie ohnen einen Plan losziehe…
  • Das Kozept: Die Form des Konzeptes muss der Art des Projektes genügen, welches sich aus der Idee entwickeln soll. Möchte ich z.B. einen speziellen Unterricht überarbeiten, um zu besserer Verständlichkeit, griffigerer Darstellung des Sachverhalts, besserem Transfer zu kommen, schaue ich mir zuerst die Grob- und Feinlernziele an und überprüfe, ob in meinen Methodenpool etwas parat liegt, was hierfür passt. Falls nein, muss ich auf die Recherche gehen und etwas Passendes finden. Dann sortiere ich den dramaturgischem Aufbau der inhaltlichen Sachlogik folgend, gieße alles in ein Artikluationsschema und beginne mit der Erstellung der einzelnen Content-Komponenten. Was für die eben beschriebene Erstellung eines Unterrichtsverlaufsplanes gilt, funktioniert ebenso für andere Projekte, in denen ich Ideen unterschiedlichster Art umsetzen will. Ob ich ein Storyboard für eine Geschichte oder für mein Hobby TTRPG entwickle, macht keinen Unterschied. Lediglich die äußere Form, welche das Konzept annimmt, wird jeweils eine andere sein.
  • Die Feinarbeit: Wir sind schon auf der Ebene der eigentlichen Content-Erstellung angelangt. Die eben beschriebene Schrittfolge zur Konzepterstellung wiederholt sich hier für jede einzelne Komponente – bis alles fertig ist und passt. Das klingt jetzt irgendwie platt, aber wenn ich ein Buch schreiben will muss ich genau das tun: schreiben. Wort für Wort, Zeile für Zeile, Seite für Seite, Kapitel für Kapitel. Und dann konfrontiere ich mein schönes neues Produkt mit der Realität… und fange gelegentlich nochmal von vorne an. Aber das nennt man Qualitätsmanagement… Spaß beiseite (und ja, kreativ sein zu können, macht wirklich Spaß); hier schlägt das zu, was ich vorhin beschrieben hatte – wenn ich bei der Konzeptentwicklung nicht die notwendige Sorgfalt walten lasse, muss ich das hier ausbaden. Und zahle eben im Zweifel mit Monaten der Schreibblockade. Hier kommt wieder der “Zettelkasten der Ideen” zum Tragen. denn wenn ich auf der Ebene der Content-Erstellung auf Blockaden stoße, kann ich mich genauso in meinem Ideenarchiv umschauen, wie auf der konzeptuellen Ebene. Es macht keinen Unterschied, wofür ich eine Idee verwenden kann, solange ich eine parat habe.

Vielleicht wird so ein bisschen klarer, dass kreativ zu sein ebenso ein iterativer Prozess ist, wie alles mögliche andere. Die Länge der einzelnen Zyklen mag variieren, aber am Ende dreht sich alles darum, eure Ideen festzuhalten, die Guten in Konzepte zu gießen und den Teil der Content-Erstellung so oft zu üben, wie nur möglich. ‘Cos we need to suck a great many times, before we get decent, or even good at whatever we try to achieve! Schreibt’s euch hinter die Ohren. In diesem Sinne, macht ma hinne. Schönen Sonntag noch.

(Kairos*) Wenn sich aber die Dinge einmal glücklich gefügt haben, also durch Anstrengung, Überlegung und das – manchmal – nötige Quäntchen Glück die Dinge eines zum anderen fielen und am Schluss alles irgendwie besser gepasst hat, als zunächst gedacht, dann sind wir in jenem Bereich, wo der Kairos regiert. In der griechischen Mythologie ist Kairos – der (glückliche) Augenblick – das Gegenstück zu Chronos – dem Zeitverlauf – und hatte sogar seine eigene anthropomorphische Personifizierung. Vulgo, der Augenblick wurde zum Gott, welcher für „die Gunst der Stunde stand“. Man dachte dabei an Momente, die für besondere, große Taten günstig seien; doch heutzutage darf man beim Kairos ruhig auch mal an andere günstige Gelegenheiten denken, die beim Schopfe zu packen oft eines gewissen Mutes, manchmal bestimmter Talente, aber eigentlich immer des Glückes bedarf. Des Glückes, diesen Moment und die Chance, welche ihm innewohnt erkennen zu können. Des Glückes, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Des Glückes über notwendige Ressourcen zu verfügen. Und schließlich des Glückes, sein Glück begreifen und genießen zu können. 
Auch als Podcast…

Von Idealen und Zwängen N°1 – Authenti…was…?

Was macht mich zu mir? Die Frage mag für manche Menschen blöd klingen. Für mich ist sie Motor und Schmerzpunkt zugleich. Motor, weil ich nicht stehenbleiben kann. Mein Geist ZWINGT mich leider dazu, voranzuschreiten und immer wieder neu herausfinden zu wollen, was da noch zu wissen ist, was man noch besser machen kann, was man jungen Menschen mitgeben kann, damit sie NICHT zu Arschlöchern werden. Ich setze da vor allem auf die Entwicklung der Fähigkeit, sich selbst kritisch zu betrachten. Denn nach meiner Erfahrung ist unerschütterliche Selbstgewissheit in aller Regel das Privileg der Arroganten und der Dummen. Sich selbst immer wieder zu befragen und zu hinterfragen – also sich selbst zu “reflektieren” – ist eine Notwendigkeit, wenn man nach Persönlichkeits-Entwicklung anstatt nach Stillstand strebt. Und damit sind wir beim Schmerzpunkt, wenn doch so viele naiv fragen, warum man sich denn überhaupt entwickeln wollen (oder gar müssen) sollte: “Wir genügen uns (und unseren Lieben?) doch so, wie wir sind. Wir haben unser Leben im Griff. Wir sind doch viel produktivere und wertvollere Mitglieder der Gesellschaft, weil wir unsere Zeit nicht mit egozentrischer Schattenfechterei verschwenden wollen, sondern Leistung auf die Straße bringen! Jawoll, Selbstreflexion ist für faule Pussies, das hält einen nur vom Arbeiten, vor allem aber vom Konsumieren ab!” Tja… was soll ich denn nun sagen zu diesem arroganten, selbstgefälligen PACK, dass sich da so gerne als “Leistungsträger” selbst beweihräuchert? Ich fange mal damit an, dass NIEMAND sein Leben voll im Griff hat. Kontrolle ist eine Illusion und die unüberwindbare Mauer der nächsten Sekunde ist genau das: unüberwindbar. Egal, ob du deine Zeit mit Selbstreflexion “verschwendest” oder lieber das Leben der Leben lebst – Ressourcenverschwendung, Umweltsauereien, asozialen Egoismus und dauerhaft ausgefahrene Ellenbogen inclusive, wird dich der Schnitter holen, wenn es IHM beliebt – nicht dir… Ob ich diese hässlichen Apologeten des Selbstbedienungs-Kapitalismus zum Kotzen finde…? Im Strahl, wertes Auditorium… im Strahl!

Bevor ich jetzt noch länger damit fortfahre, mich über andere Menschoide zu erregen, will ich lieber zum eigentlichen Thema kommen. Doch hat – und das muss ich hier milde lächelnd anfügen – mein kleiner Rant durchaus etwas mit der Frage nach dem ICH und nach Authentizität zu tun. Denn was macht MICH nun wirklich zu MIR, im Angesicht der vielen möglichen Anfechtungen und Anfeindungen, die mein loses Mundwerk (oder meine hiesige hemmungslose Schreibe) oft genug provoziert? Dazu muss ich ein wenig ausholen… Man wirft mir auf der Arbeit immer wieder vor, in meinem Kommunikationsstil zu hart, zu direkt, zu undiplomatisch, auch mal zu unhöflich zu sein. Ich hatte hier gewiss schon mal davon gesprochen, das ich dem nur sehr bedingt zustimmen kann. Unhöflich bin ich gewiss nur dann, wenn man unhöflich zu mir ist. Und ich kann bis heute nicht sehen, wo bei manchen Menschen ansonsten das Problem liegt – außer, dass nicht wenige, mit denen ich im Rahmen meiner Arbeit zu tun habe (haben muss) simple Wahrheit schlicht nicht vertragen können! Doch ich bin nicht bereit, mich auch nur ein Jota weiter zu verbiegen! Now don’t get me wrong – ich suche mir meine Kämpfe heutzutage durchaus mit mehr Bedacht aus als früher. Und ich kann Menschen, die ich ungefähr so sehr respektiere, wie das Depositum, welches ich durch Betätigung der Spülung im Orkus verschwinden lasse kalt lächelnd die Hand schütteln und Small-Talk bereitstellen, als wenn nichts wäre. Beruht wahrscheinlich auf Gegenseitigkeit, wenn man so hört, wie manche über mich und meine Arbeit sprechen. Ist mir aber scheißegal… denn die Ehrlichkeit und Authentizität, welche ich etwa den Auszubildenden im Lehrsaal predige, will – nein MUSS – ich ihnen auch vorLEBEN. Andernfalls wäre ich – wie so manch anderer – nur das Abziehbild einer Führungsrolle, aber kein echter Leader. Mein Anspruch an mich selbst VERLANGT aber von mir, ein Leader zu sein und kein Boss. Mein Anspruch an mich selbst verlangt, allen gegenüber gerecht zu handeln, jene Probleme zu lösen, die in meinem Aufgabenbereich entstehen, indem ich mit offenen Ohren und Augen durch meine Umwelt schreite und meinen eigenen Überzeugungen treu zu bleiben. Und hier kommt die Selbstreflexion ins Spiel.

Ich will authentisch sein, indem ich meinen Überzeugungen folge und ich will anständig sein, durch die Bereitschaft diese Überzeugungen zu revidieren, wenn ich mich geirrt habe. Ich will stark sein, indem ich Schwäche zulassen kann (in mir und anderen) und ich will gerecht sein, indem ich versuche, so gut zu wissen wie möglich, bevor ich urteile. Das geht nur, wenn ich immer und immer wieder über mein TUN und LASSEN ergebnisoffen nachdenke. Das ist ein verdammt hoher Anspruch, dem ich mitnichten immer gerecht werde, denn ich bin nur ein Mensch. Aber nach weniger streben hieße für mich, nicht mehr authentisch zu sein, nicht mehr ich zu sein. Und – wenn man mal ein paar KG abzieht – gilt immer noch, dass ich mit dem Mann, der ich unterdessen geworden bin durchaus recht zufrieden bin! Es war ein langer, schwieriger, anstrengender Weg, mit manch hartem Kampf, manch bitterer Niederlage und manchem Rückschlag – aber es war bis hierher MEIN WEG! Und es wird auch fürderhin mein Weg sein! Irrtümer, Fehler, Extrameilen und Schmerzen inclusive. Aber ich will kein anderer sein! Kein arroganter Möchtegern-Leistungsträger, kein doppelzüngiger, schleimscheißender Opportunist und auch kein Fähnchen im Wind, dass irgendwelchen “wichtigen Menschen” artig gehorcht; ich bin ich! Und denen, die es wahrscheinlich eh nicht verstehen, dass SIE damit gemeint sind, weil ihre Arroganz und/oder ihre Dummheit ihnen diese Erkenntnis leider verunmöglichen rufe ich stolz zu: “Ihr bekommt mich genau so, wie ich bin! Kommt darauf klar, ihr lächerlichen Luschen!” Gute Nacht…

Auch als Podcast…

Was macht Menschen wichtig…?

Manchmal kommt es vor, dass man darauf hingewiesen wird, doch bitte diese oder jene Person noch offizell anzukündigen, bzw. deren Anwesenheit in einem größeren Plenum herauszuheben; um zu zeigen, dass dieser oder jener Person der Anlass – und vor allem die anderen Menschen, um die es eigentlich gehen soll – wichtig ist. In meiner Wahrnehmung dient eine solche Ankündigung jedoch bestenfalls der Herausstellung der Wichtigkeit dieser oder jener Person, die angekündigt werden soll. Oder einfacher formuliert: wer ist denn nun eigentlich wem warum wichtig? Ich mache um meine Person zumeist keinen großen Bohei, weil mir die Sache wichtig ist, die ich tue, die Wirkung, welche ich erziele, sowie die Hilfe, die ich anderen geben kann. Was jetzt für manche Ohren wie möchtegern-altruistische Selbstbeweihräucherung klingen mag, hat einen ganz banalen Hintergrund: ich entstamme der unteren Mittelschicht und bin eine linke Socke, die sich selbst bis zu einer gewissen Position hochgearbeitet hat. Das ist mir aber nur gelungen, weil ich manchmal Hilfe hatte und meine Aufgaben sowie meine Verantwortung stets ernst genommen habe (und immer noch ernst nehme), über mich selbst jedoch gerne und herzlich lache – und mich damit gar nicht so ernst und auch gar nicht so wichtig nehme. Denn ich bin einfach nur ein Typ, der es doch auch nicht immer weiß und irgendwie versucht, dieses Ding namens Leben zu überstehen. Am liebsten halbwegs unbeschadet und mit einem kleinen Benefit für meine Lieben, mich und die Anderen. Macht mich meine Position für irgendjemand wichtig? Vielleicht… Machen mich meine Haltung und mein daraus resultierendes Tun und Lassen wichtig? Ganz sicher!

Menschen, die auf einer Hirerachieleiter eine bestimmte Höhe erreicht haben, neigen manchmal dazu, zu vergessen, dass SIE auf den Schultern der WAHREN RIESEN stehen und dass ihre Anwesenheit bestenfalls eine Respektbezeugung gegenüber diesen wahren Riesen sein kann und darf. Schlimmstenfalls dient die Anwesenheit der Selbstdarstellung. Im Graubereich dazwischen liegt irgendwo das Personalmarketing, also der Wunsch, den Menschen, um welche die Veranstaltung sich eigentlich dreht noch einmal zu verdeutlichen, dass man sie respektiert und mehr braucht, als diese Menschen einen brauchen. Man nennt sowas in Human-Ressources-Sprech eine “Personalbindungsmaßnahme”. Wenn dazu allerdings eine Ankündigung durch mich notwendig ist, dürfte in aller Regel vorher schon so einiges schief gelaufen sein, was dann dazu führt, dass diese Menschen halt NICHT im Unternehmen bleiben! Da würden mir diverse Gründe einfallen, aber hier soll es nicht ausschließlich um Aspekte des Arbeitslebens gehen. Ich nahm diese, an mich dieser Tage herangetragene Bitte nun lediglich zum Anlass, über das Thema Wichtigkeit von und für Menschen zu meditieren. Ich muss allerdings feststellen, dass die soziale Ebene im Arbeitsleben in meinem Gewerk häufig nur sehr schwer sauber von der sozialen Ebene des Privaten zu trennen ist. Einerseits, weil Menschen, die so intensiv zusammenarbeiten, wie dies gerade im Gesundheits- und Sozialwesen der Fall ist, einander häufig sehr nahbar werden (egal, ob sie das wollen, oder nicht). Und andererseits, weil es – zumindest in meiner Wahrnehmung – ein sehr spezieller Menschenschlag ist, welcher die Herausforderungen im Rettungswesen länger als nur für ein Jahr im FSJ oder als Sprungbrett in ein Studium aushält.

Durch meine bisherigen Äußerungen mag schon sichtbar geworden sein, dass sich die Wichtigkeit von Menschen füreinander nicht an äußerlichen Zeichen festmachen lässt. Und dennoch neigen wir dazu, in Hiererachieebenen zu denken, weil wir immer noch glauben, dass jemand aus einer höheren Hiererachieebene tatsächlich MACHT über mich ausüben könnte. Wie ich bereits an anderer Stelle in diesem Blog gesagt habe, ist dies in einer Arbeitsbeziehung auf Basis der freiheitlich-demokratischen Grundordnung unseres Staates nur dann möglich, wenn ICH diese Machtausübung durch mein Tun oder Lassen legitimiere! Alles Andere ist riesengroßer Quatsch. Wenn Wichtigkeit sich aber nicht aus einem Machtgefälle ergibt, dann kann sie nur auf der Ebene des Miteinanders begründet liegen. Und hier spielt die Haltung zueinander die entscheidende Rolle. Kann ich mein Gegenüber respektieren, weil Wort und Tat kongruent sind? Kann ich mein Gegenüber respektieren, weil es nicht mehr von mir verlangt, als es selbst zu geben bereit ist (a.k.a.: “geführt wird von vorne!”)? Kann ich mein Gegenüber respektieren, weil es für mich stets verlässlich handelt? Kann ich mein Gegenüber respektieren, weil es MICH respektiert? Wenn die meisten dieser Fragen mit JA zu beantworten sind, haben wir eine gute Basis für eine vertrauensvolle Beziehung. Aber Beziehungen müssen ebenso gepflegt werden, wie ICH stets in der Verpflichtung bin, meine Haltung(en) zu reflektieren. Nichts ist schwieriger, als eine lieb gewonnene Überzeugung über Bord werfen zu müssen. Aber nur, wer DAS KANN – und bei Notwendigkeit auch TUT – wird für sein Gegenüber (oder vielleicht besser: seine Mitarbeiter*innen) so wichtig, dass die Beziehung längerfristig halten kann. Und das kann man durch eine simple Ankündigung durch mich bei einer Veranstaltung nicht erzeugen – DASS. MUSS. MAN. JEDEN. TAG. LEBEN! Insbesondere als Chef! Denn nur dann wird aus einem Boss ein Leader…

Ob ich beim nächsten Mal irgendjemanden ankündige…? Das weiß ich wirklich noch nicht, denn tatsächlich hatte ich all dies zuvor noch gar nicht reflektiert. Denn so, wie ich mich, gegen all meine Instinkte und Wünsche für manche Tage in Anzug und Halsbinder (a.k.a. Krawatte) zwänge, um jungen Menschen nochmal meinen Respekt für ihre Leistungen zu bekunden, ohne dann auf meine Person hinzuweisen, erwarte ich das Gleiche eigentlich von anderen “wichtigen” Menschen, die zu Gast sind, um (hoffentlich) das Gleiche zu tun; und nebenbei Personalbindung betreiben. Einstweilen versuche ich das, was ich im Lehrsaal predige auch in meinem sonstigen Tun vorzuleben, niemanden hängen zu lassen und stets verlässlich zu agieren. Dass das nicht immer klappt… Schwamm drüber, denn wir sind alle nur Menschen und machen manchmal Fehler. Doch das Bemühen sollte sichtbar werden! Alles Andere findet sich dann. Nächste Woche begrüße ich neue Menschen. Mal sehen, ob es auch da klappt, das richtige Gleichgewicht zwischen Nahbarkeit, Respekt und analytischer Distanz zu finden. Ich bin gespannt und wünsche euch einen guten Start in die neue Woche. Aber jetzt ist erst mal noch eine Weile Sonntag…

Auch als Podcast…

WARUM wir kreativ sind…?

Manchmal fällt es mir schwer, mich hinzusetzen und noch einen Blogpost zu schreiben. Manchmal fällt es mir auch schwer, mich hinzusetzen und noch eine Seite, oder drei, oder fünfzehn für meine Buchprojekte zu schreiben. Und schließlich fällt es mir manchmal schwer, einen Unterricht neu vorzubereiten, weil er nicht so sein soll wie der letzte, der aus meiner Sicht nicht funktioniert hat. Egal ob in Präsenz oder über die Distanz. Denn der Satz “Das haben wir schon immer so gemacht!” hat in meiner Welt KEINERLEI Stellenwert! Die Suche nach Inspiration soll helfen haben sie gesagt. Schau dir doch mal an, wie andere das machen und klau dir einfach das richtig gute Zeug, haben sie gesagt (und niemand hat jemals behauptet, dass jemand anderes gute Ideen nicht als Inspiration dienen dürften; anderfalls wären Samples und Mashups keine Musik, sondern nur geklaut). Doch dabei vergessen sie ein wichtiges Faktum: Kreativität hat nicht nur mit Inspiration zu tun. IDEEN als solche habe ich im Überfluss. Die Kunst besteht jedoch darin, die RICHTIGEN festzuhalten und damit zu ARBEITEN. Ja richtig gehört: arbeiten! Denn Kreativität ist für mich ebensosehr disziplinierte Arbeit – trial and error inclusive – wie sie die Suche nach dem richtigen Start (also der passenden Idee) ist. Manchmal muss man diese eine Sache wieder und wieder durchkauen, dranbleiben, sich aktiv daran erinnern, warum man das tut, was man tut. Und sich dann verdammt nochmal auf seinen Hintern setzen und – zumindest in meinem Fall – schreiben. Manchmal auch ein bisschen mit dem Stift denken (in fancy nennen wir das “visualisieren”), Konzepte entwickeln und wieder in die Tonne treten, einfach weil sie auf den zweiten Blick halt doch Scheiße sind. Und am Ende, wenn man dann eine Weile an was auch immer gearbeitet hat, legt man den Griffel zur Seite und lässt die Sache gären. In meinem Kopf und in meinen Notizbüchern gären immer diverse Ideen zur gleichen Zeit. Es gibt allerdings einen weiteren Faktor, der mit über wohl und wehe des kreativen Prozesses entscheiden darf: Motivation!

Doch was motiviert uns eigentlich? Ich habe neulich in einem Youtube-Video folgende, spannende Frage gehört: wenn du der letzte Mensch auf Erden wärst, würdest du dann noch etwas Kreatives tun, also versuchen etwas zu erschaffen? Die eigentliche Frage darin ist natürlich nicht, ob mich eine Apokalypse meiner Kreativität berauben würde (was nicht definitiv entschieden werden kann), sondern für wen wir überhaupt schöpferisch tätig werden: für uns selbst – oder doch für die Anderen? Wie so oft liegt die Wahrheit natürlich irgendwo dazwischen. Denn kreatives Schaffen ist die immerwährende Suche nach dem Unbekannten in uns selbst, nach der immer wieder notwendigen Rekalibrierung unserer Sinne und unserer Identität. Der schöpferische Akt als solcher verbindet uns zwangsweise mit ALLEM, was IN UNS zu finden ist. Ich sagte vorhin, dass es bei der Kreativität zunächst darum ginge, die richtigen Ideen zu finden, sie festzuhalten und mit ihnen zu arbeiten. Die Arbeit konstituiert sich dabei einerseits im Ausprobieren der Ideen und ihrer Inhalte, also im Schaffen von Content. Andererseits aber auch in der Validierung der so entstehenden Produkte. Zuallererst mit uns selbst. Im zweiten Schritt aber auch mit Anderen. Denn wenn die Antwort auf die Frage, für wen wir nun etwas erschaffen tatsächlich irgendwo in dem Kontinuum zwischen uns selbst und der Öffentlichkeit liegen sollte, MÜSSEN wir die Produkte schöpferischer Akte irgendwann mit jemandem teilen. Mir ist dabei bewusst, dass es natürlich Menschen beider Extreme gibt; jene, die ihr Leben lang schreiben, malen, dichten, musizieren, etc. und doch NIEMALS irgendjemandem etwas davon zeigen. Und auf der anderen Seite jene, die mit allem sofort in die Welt drängen, auf der – manchmal verzweifelt anmutenden – Suche nach Bestätigung. Das treibt bisweilen erheiternde Blüten. Manchmal ist es aber auch zum fremdschämen, obwohl ich geneigt bin, niemandem seine kreative Ader absprechen zu wollen. Ich bin ja auch so arrogant, meine Schreibe für so lesenswert zu halten, dass ich sie hier direkt in die Welt hinausgieße. Aber ich frage mich immer wieder, wie stark mein eigener Wunsch nach externer Bestätigung ist…?

Ich kann nicht sagen, dass es mich kalt lässt, dass hier so gut wie nie jemand kommentiert und auf diese Art zeigt, dass Menschen mit meinen Inhalten interagieren. Vielleicht sind diese tatsächlich für die meisten Menschen irrelevant? Oder aber die meisten Menschen sind unterdessen tatsächlich zu faul, zu indolent, zu träge, schon zu sehr vom nächsten Content-Happen abgelenkt oder zu zappelig, sich auf einen Text mit mehr als drei Zeilen einzulassen? Ich weiß es nicht. Und ich will es auch gar nicht bewerten (müssen). Denn dabei würde mein Kulturpessimismus unweigerlich Amok laufen. Also begnüge ich mich, aus der Not eine Tugend machend, einstweilen weiter damit, hier in diesem Bloghaus vor allem für MICH kreativ tätig zu sein. In jenen Stunden, welche ich meinem Arbeitgeber vertraglich schulde, nutze ich meine Schaffenskraft für andere Aufgaben. Tatsächlich bin ich jedoch irgendwie IMMER in einer Art kreativem Modus; das realisiert sich jedoch – abhängig von Ort, Zeit und Aufgabe – auf höcht unterschiedliche Weisen. Wenn ich mich jedoch in eine Idee verbissen habe und mit dieser arbeite, komme ich eigentlich fast immer in einen Flow, der lang genug anhält, die (Teil)aufgabe zu erledigen. Das dabei entstandene, rohe Vorprodukt braucht oft noch eine Menge Feinschliff… aber das ist dann eine andere Art von kreativem Prozess. Wie man’s auch dreht und wendet – für mich ist kreativ zu sein, schöpferisch tätig zu werden ein Teil der menschlichen Natur. Dieser mag individuell mehr oder weniger stark ausgeprägt sein; aber vorhanden ist er ganz bestimmt in jedem Menschen. Spannend für mich wäre jetzt eigentlich, zu erfahren, wie ihr damit umgeht? Wer weiß, könnte ja sein, dass jemand darüber sprechen will, denn die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Ansonsten… bis die Tage.

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New Short #02 – Von Kuschellöwen und großen Kindern…

Es gibt da diesen Spruch, Jungs würden maximal 14 und wüchsen danach nur noch an Höhe und Breite. Biologisch betrachtet ist das (leider) Quatsch, wie mein Körper mir an jedem Morgen nachhaltig mitteilt. Wachte ich heutzutage ohne Schmerzen irgendwo in meinem Leib auf, wäre ich höchstwahrscheinlich tot. Instinktiv wissen wir jedoch, dass sich dieser Spruch auf das mentale Alter bezieht; also ein humoresker Verweis auf die Existenz unseres inneren Kindes ist. Und wer wäre ICH, dessen Existenz in MIR zu leugnen, da ich doch hierorts schon bei diversen Gelegenheiten darauf hingewiesen habe, wie gerne ich zocke… also… nicht Glücksspiele, sondern Videospiele und TTRPGs. Das Spielerische ist und bleibt stets Teil der menschlichen Natur; so auch meiner. Es zu unterdrücken, oder gar zu verleugnen ist weder gesund, noch macht es einen automatisch “erwachsener”. Das Erwachsensein ist eh so ein Thema, bei dem man zumeist mehr Meinung als Wissen findet. Um’s kurz zu machen: wir alle haben ein inneres Kind und tun gut daran, uns wenigstens gelegentlich damit zu beschäftigen. ICH LIEBE ES, MEIN INNERES KIND RAUSLASSEN ZU DÜRFEN! Allerdings gibt es ein paar vollkommen unterschiedliche Darreichungsformen, die das annehmen kann. Was den anderen Menschen in meinem Umfeld dann auch manchmal weird vorkommen mag. Insbesondere jenen, die den Kontakt zum inneren Kind nicht mehr so einfach aufbauen können. Aber auch denen, die das zwar kennen (und können), vielleicht manchmal jedoch als over the top empfinden. Meine diesbezüglichen Bedürfnisse orientieren sich halt nicht an “der Norm”; was auch immer “die Norm” im Zusammenhang mit dem Kindischen wohl sein mag.

Auch die beste Ehefrau von allen hat darunter bisweilen zu leiden, nämlich wenn ich es in ihrem Beisein mit der gelegentlichen, ganz im Sinne klassischen Storytellings episodisch betriebenen Anthropomorphisierung mancher Kuscheltiere übertreibe. Oder aber lebensnäher formuliert: es geht ihr manchmal tierisch auf den Sack, wenn ich mit verteilten Sprecherstimmen einen Dialog zwischen mir und, sagen wir mal… dem Lieblings-kuschllöwen meiner jüngeren Tochter simuliere. Der Hintergrund aus ihrer Sicht könnte eventuell sein, dass ihr das dann und wann einfach zu albern wird. Der Hintergrund aus meiner Sicht ist jedoch Folgender: es ist, zumindest in den Augen von Anderen ganz schön komisch, offen ein Zwiegespräch mit sich selbst zu führen. Das eben erwähnte Kuscheltier mit dem klangvollen namen “Karlo” dient dabei lediglich als ein möglicher Proxy, um dem Bild des Deppertseins, welches ich wohl in solchen Momenten abliefern mag ein wenig die Schärfe zu nehmen. Ich führe nämlich relativ oft Gespräche mit mir selbst. Ich simuliere dann zum Beispiel Gespräche mit Personen, mit welchen ich gerne mal in realiter sprechen würde und versuche mir vorzustellen, wie diese Person (ob real oder fiktional, ist dabei vollkommen unerheblich) auf meine Äußerungen und Fragen antworden würde. Ich mache also die real nonexistente Faksimile einer Person zum Spiegel meiner Selbstreflexion. Und manchmal nutze ich dafür ein Kuscheltier als Proxy… einfach, weil wir so verdammt viele von denen haben! “Karlo” zum Beispiel wurde von irgendjemand anders auf den Sperrmüll geworfen und meine jüngere Tochter hat ihn gerettet, sauber gemacht und jetzt wohnt er bei uns, als Teil einer recht großen Menagerie. Es ist nämlich vielleicht – in den Augen Anderer – etwas kindisch, auch mit 51 noch Kuscheltiere zu mögen; MIR bereitet es jedoch Spaß, weil es nebenbei auch gleich noch mein inneres Kind befriedigt. Und das ist für mich wertvoll. Auch wenn es die Anderen vielleicht ab und zu ein bisschen nervt. In diesem Sinne – feiert euer inneres Kind, denn noch ist Sonntag.

Auch als Podcast…

Haltung annehmen…?

Man könnte sich natürlich ausgerechnet heute darüber auslassen, wie uneinig die Republik am “Tag der Deutschen Einheit” dasteht. Man könnte sich über Politiker und ihre subjektive Unfähigkeit auslassen. Man könnte mit dem Finger auf “die Anderen” zeigen, moralische Überlegenheit demonstrieren und um Zustimmung heischen. Macht aber alles keinen Sinn, weil das hier eh nur wenige Menschen lesen und die allermeisten davon vermutlich ebenso von unserer derzeitigen Situation abgefucked sind, wie ich. Außerdem müsste der Post dann “500G gemischter Hass – Ich will wieder Demokratie!” heißen. Also was solls… Wie wäre es denn stattdessen mit “Haltung”? Also… jetzt nicht im militärischen Sinne, denn ich habe ja nie “gedient”. Zumindest nicht, indem ich mich von irgendeinem Menschen mit Unteroffiziersdienstgrad zum Drill habe kommandieren lassen müssen. Was daran für junge Menschen jetzt gut sein soll, bleibt MIR auf ewig ein Geheimnis. Aber Menschen, die gedient haben, verklären diese Zeit ja gerne als Charakterbildend. Wenn ich die neuesten Hinweise auf beinahe systemischen Missbrauch von Neulingen innerhalb der Truppe lese, weiß ich allerdings auch über 30 jahre später noch ganz genau, dass meine Entscheidung zu verweigern die Richtige war! Ich war als Zivildienstleistender für manche ein “dreckiger Vaterlandsverräter”; zumindest war dies in den kalten, toten Augen der drei grauen Herren im Musterungsauschuss des ehemaligen Kreiswehrersatzamtes meiner Heimatstadt zu lesen – fickt euch – selbst heute noch! Denn auf welche Art ich diene, ist immer noch meine Entscheidung als freier Bürger. Und ich habe gedient. Über 26 Jahre im Einsatzdienst und auf Leitstellen, unterdessen seit Jahren als Ausbilder und Leiter einer Bildungseinrichtung im Rettungsdienst. Meine Bilanz des Dienens an unserem Gemeinwesen fällt damit um Klassen besser aus, als die derer, die damals meinten, mich abqualifizieren zu dürfen.

Haltung…? Heutzutage reden die Leute immerzu über “Mindset” und meinen damit jenen höchst überschaubaren Teil von Haltung, der dazu helfen soll, dass Menschen im Rahmen definierter Parameter in bestimmten Kollektiven funktionieren können. Sie sollen positiv an ihre Aufgaben herangehen, damit sie scoren. Berufliche Verwendungsfähigkeit ist das Stichwort. Es geht nicht darum, als Mensch zu wachsen, sondern in irgendeine Systematik eingepasst zu werden, in der man eine bestimmte Rolle zu spielen hat. Die von Humboldt beschriebene “proportionierliche Bildung”? Fehlanzeige! Er/sie/them soll sich aneignen, was für den Job gebraucht wird, allzeit nett auf alle Anfechtungen (insbesondere durch Kunden und/oder Vorgesetzte) reagieren, die Fresse halten, wenn’s mal unruhiger wird und am besten alles wegatmen, was das Leben einem so in den Weg wirft. Gelassenheit ist zweifelsohne keine schlechte Eigenschaft. Duldsame Passivität im Angesicht großer Ungerechtigkeit jedoch schon! Und genau da liegt das Problem. So ein “positives Mindset” macht halt, dass du funktionierst! Eine Haltung jedoch macht, dass du, während du notgedrungen funktionierst in der Lage bleibst, die Rahmenbedingungen dieses Funktionierens zu hinterfragen – und ggfs. gegen diese anzukämpfen! Gäbe es keine Haltungen zu unserer Gesellschaftsordnung, meinen Aufgaben und zu den Menschen um mich herum, hätten wir bis heute keine Menschenrechte, keine Arbeitnehmerrechte, keine funktionierende Zivilgesellschaft. Und noch existiert sie… zumindest hier.

Ich habe in den letzten zwei Tagen viel über das Thema Haltung gesprochen, weil ich dazu aufgerufen war, eine Fortbildung für Praxisanleiter*innen zu geben. Nun ist es so, dass die Zahl der bahnbrechenden Neuerungen in der pädagogischen Wissenschaft und Praxis in den letzten, sagen wir mal 30 Jahren, vergleichsweise überschaubar ist. Es gibt natürlich immer wieder kleinschrittige Verbesserungen, technische Innovationen, neue Methoden etc. Die Modi der Wissens- und Fertigkeitsvermittlung haben sich wohl in den Lehrsälen progressiverer Pädagogen durchaus an die neuen Zeiten angepasst. Aber die Basis, auf der all das passiert ist schon recht lange präsent. Darum ist es immer wieder eine hoch kreative Aufgabe, eine Fortbildung zu schaffen, aus der Menschen, die jetzt schon ein paar Tage mit Auszubildenden arbeiten auch tatsächlich etwas mitnehmen können. Denn vieles ist oft nur Wiederholung. Ich setze daher in meinen Veranstaltungen seit einiger Zeit darauf, sich dem Thema Haltung auf verschiedenen Wegen zu nähern, weil ich davon überzeugt bin, dass sowohl die Ausbilder als auch die Auszubildenden im Laufe der Zeit eine Haltung entwickeln müssen; zu ihrer Arbeit, den Menschen, welche ihnen anvertraut werden und dem strukturellen, rechtlichen und orgainsatorischen Rahmen, in dem all das stattfindet. Ob das für die Teilnehmenden einen Unterschied macht? Keine Ahnung. ich hatte zwar gestern Abend schon das Gefühl, den Leuten einen Mehrwert mitgegeben zu haben. Aber bei pädagogischen interventionen weiß man erst mit einem gewissen zeitlichen Abstand, welche Wirkung sie entfaltet haben; und ob darin irgendein Nutzen begründet liegt. Wie auch immer… Mir selbst ist es extrem wichtig eine Haltung zu haben, die in meinem Tun und Lassen sicht- und hörbar wird; und so hoffentlich eine Wirkung entfaltet, denn ich bin ja ein Role-Model für ein paar Menschen da draußen. Dann will ich auch ein gutes sein. Nicht so wie diese betriebsblinden Volldeppen im Kreiswehrersatzamt 1992… Ich wünsche ein schönes Wochenende. Einigt euch mal schön, wie ihr eure (Un)Einigkeit feiern wollt.

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