The italian tales n°1 – Welcome back to tuscany…

Das muss noch fertig werden, dass kann ich nicht liegen lassen und dieses Projekt muss auch noch abgeschlossen sein; oder zumindest soweit vorbereitet, dass ein anderer es zu Ende bringen kann. Und dann – husch, husch – umschalten in den Ferien-Modus und Deutschland für ein paar Wochen tschüss sagen. It’s as simple that…?

Sagen wir mal so: es hat auch dieses Mal nicht lange gedauert, bis ich mich ausschließlich auf das Ziel der Reise konzentriert und meine Arbeit habe Arbeit sein lassen. Doch was ist eigentlich das Ziel der Reise, wenn man mal Urlaub macht? Der Ort, in dem man ein Appartement/Zimmer gebucht hat? Die Ausflüge, die man unternimmt, incl. voll Touri-mäßigem Rumgeknipse bis zur Erschöpfung? Der Genuß landestypischen Essens, incl. dessen Zubereitung? Irgendwas anderes? Alles zusammen? Oder gar nix davon?

Ich hörte die Tage, als ich in meiner Hood die Straße runter ging, zufällig einige Fetzen einer Konversation zwischen zwei Frauen mittleren Alters und eine von Ihnen sagte sinngemäß, ihre Bekannte mache ja auch nur den Job, den sie eigentlich gar nicht möge. Das setzte bei mir eine Denkspirale in Bewegung. Natürlich hadere ich manchmal mit meinen Aufgaben und ebenso natürlich habe ich regelmäßige Motivations-Tiefs. Das ist bei Menschen nicht die Ausnahme, sondern die Regel, denn Arbeit ist nun mal eine Notwendigkeit um sich morgens auf dem Weg zur Arbeit ankleiden und sich Brötchen leisten zu können…?

OK, das war böse. Arbeit ist nicht nur schlimm und eine Zumutung und stört beim Chillen. Sie ist ebenso ein Ort, wie eine Zeit an/zu der wir mit anderen zusammen kommen, (zumindest manchmal) sinnvolles tun und auch Spaß haben können. Es strukturiert unseren Tag und fördert unsere sozialen Beziehungen. Mag sein, dass manche Arbeit einem sinnvoller erscheint, als die eigene, was am uralten „Die-Kirschen-in Nachbars-Garten“-Paradox liegt. Ich darf an dieser Stelle gestehen, dass ich meine Arbeit mag – insbesondere, weil sie sich immer mal wieder verändert und entwickelt. Ain’t I a lucky guy…?

Aber dieses Verhältnis zu meiner Arbeit hat etwas mit Leidenschaft zu tun. Ich brenne für meinen Job. Nicht nur den des Notfallsanitäters, sondern vor allem für den des Berufspädagogen. Ich kann dabei meine Lust am Geschichten-Erzählen mit meiner Freude, mit Menschen an Menschen für Menschen zu arbeiten auf’s Trefflichste verbinden. Ich vermute jetzt also, dass die Dame meinte, in ihrer Bekannten keine Leidenschaft für deren Arbeit erkennen zu können. Und das ist natürlich bedauerlich, aber meine Lebenserfahrung sagt mir, dass bei weitem nicht jeder Leidenschaft für seine Arbeit empfindet. Mehr so etwas wie Bedarfsgeschmack (siehe Pierre Bourdieu). Kann man in einer Möchtegern-Meritokratie wie der unseren, die schon in Kindern Leistungsfähigkeit messen will recht häufig sehen.

Was hat das nun mit dem Italien-Urlaub zu tun? Ganz einfach: eine Leidenschaft kann man auch dann nicht abschalten, oder verleugnen, wenn sie Leiden schafft. Was für meine Urlaubsfahrten regelmäßig bedeutet, dass ich mich zwar auf den Ort fokussiere, den es bei einer 1000 KM-Fahrt zu erreichen gilt (insbesondere, wenn vor dem Gotthard-Tunnel fast 10 KM Stau sind); doch eigentlich geht es darum , meine anderen Leidenschaften zu wecken, sie mir wieder ins Gedächtnis zu rufen- schließlich, sie zu reaktivieren. Denn wer nur für seine Arbeit brennt, kann auch verbrennen.

Für mich ist die Autofahrt tatsächlich der Beginn der Reise, die gleichzeitig ihr eigenes Ziel ist: Rückbesinnung! Zu sehen wie langsam über den Schweizer Alpen die Dämmerung hochkommt erinnert mich daran, wie klein der Mensch, wie insignifikant sein Streben nach Selbst-Verwirklichung und -Optimierung ist. Die ganzen drei Wochen sind eine Reise zurück zu mir selbst. Denn nur, wer sich erdet, kann auch wirklich „Energie tanken“.

Wie paradox! Die meisten von uns reisen, um ihre Batterien zu füllen, damit sie die Arbeit bestehen können, bis sie wieder Reisen dürfen, um die Batt…. Work. Holiday. Repeat. Ich reise, um mich daran zu erinnern, dass die Arbeit nur eine von vielen Facetten meines Daseins ist. Und ich versuche meine verschiedenen Leidenschaften miteinander zu versöhnen. Das gelingt mal mehr, mal weniger gut. Aber es gemahnt mich, meine Tage mit immer mehr Leben zu füllen und nicht mit immer mehr Arbeit. Wollt ihr das auch mal versuchen…? Wir lesen uns die Tage auf jeden Fall noch öfter. Bis dahin: Buonasera!

2 Antworten auf „The italian tales n°1 – Welcome back to tuscany…“

  1. Nie schneller reisen als deine Seele mitkommt. 100 Km Stau vor dem Gotthard. ..gut. Habe so die Theorie das eine Seele max. 80 Km/h schafft. Eine bessinliche Zeit!

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